Mittwoch, 4. Juli 2012

Graupapier

Lesenswerte Comments auf Indy, sollte ich mal hier dokumentieren, bevor sie in die Tiefe der Seite absinken.
Graupapier Interimslinker 25.02.2008 - 18;18
Noch so ein übriggebliebenes Projekt aus grauer Vorzeit. Man fragt sich, wer liest sowas überhaupt noch? Ok, ein dankbarer Abnehmer beim Verfassungsschutz, dem ohne Interim was fehlen würde. Abgesehen von dem nicht weiter nennenswerten Versuch hat es die Interim nicht ins Netz geschafft, wie so viele Blätter, die irgendwann sang und klanglos verschwanden. Da waren eben die Traditionalisten zu sehr dem Papier verhaftet und schafften es nicht den Weg in die Onlinezeit zu finden. Kommen eben noch aus der Welt der Druckmaschine und einen Vorteil hat eine Zeitung doch. Der Leser hält die Klappe und stört nicht weiter, anders als bei einen Onlinemedium.

Interschlimm

Ex Interimleser 25.02.2008 - 21;40
Diese Autonomenblätter sind wahre Dinosaurier. Sie haben weder die allgemeine noch die technische Entwicklung mitbekommen, und wollen es wohl auch garnicht. Als ich noch ganz klein und die soziale autonome Bewegung ein großes noch unbekanntes Abenteuer für mich war, das es zu entdecken galt, da hab ich Interim und Co. verschlungen! Diese Volxsportmeldungen waren sehr amüsant, und ich dachte noch; Da geht wirklich was...
Auch die ersten Diskussionen fand ich noch ganz spannend, und ich habe sie sogar noch mitverfolgt, als sie mir nach einigen Monaten schon auf die Nerven gingen, da es ja schließlich um eine gemeinsame gute Sache gehen sollte. Als sich dann aber die Diskussionen ständig wiederholten, ob beispielsweise das Reiben des Penisses am Bein der Bettnachbarin schon eine Vergewaltigung darstellt oder später dann, ob ein krummnasiger Kapitalist eine antisemitische Symbolik sei, oder welche Produkte man noch essen könne, um kein gemeiner Mörder von "Nichtmenschlichen Tieren" zu sein, habe ich mich irgendwann davon entfernt, noch die Interim, die Zeck, die Apolex oder die vielen anderen zu lesen, die mir wie die Kirche ständig direkt oder indirekt irgendwelche Sünden andichten wollten. Schließlich war ich doch in Bewegung, um den Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen. Und dann dieser ganze pseudoakademische Unfug in diesen Blättern. Diese Ergüsse und Selbstzurschaustellungen von Soziologiestudenten, die in ihrem armen Leben noch keinen richtig guten Sex hatten, noch nie im Übermaße Alkohol getrunken und sich danebenbenommen haben, aber den Lesern das Leben und die Welt erklären wollten...tz, tz, tz
Wer tut sich das über Jahre hinaus an? Folgende Antwort ist plausibel; Diejenigen, die in Klöstern leben und die heilige Schrift studieren!

Dank Internet sind wir zum Glück auf diese langweilig-spießigen Zensurblätter wie Interim, Zeck, Apoplex usw. nicht mehr angewiesen. Und das schöne ist; hier im Internet höre ich auch mal andere Meinungen! Hier gibt es einfach weniger Duckmausertum gegenüber der politisch korrekten Rangordnung, und hier gibt es generell weniger Hierarchie; Die Autonomenblättchen wurden auf bestimmte Meinungen zurechtzensiert, wenn nicht die vorauseilende Schere im Kopf vorher zur Wirkung kam.


Wagte es dann eine Zeitung wie die Arranca tatsächlich, andere Inhalte zu bringen, wurden sie von den Infoläden boykottiert!


Das Internet braucht zum Glück keine Zensoren aus Redaktionen und Infoläden, und das ist ganz große klasse! Dass es dafür auch mehr Müll hier zu lesen gibt, ist auch wahr, macht mir aber nichts, ich muß es ja nicht lesen und im Gegensatz zur Zeitung auch nicht mitbezahlen. Aber hier gibts wenigstens die Informationen und Meinungen, die bisher sauber wegzensiert werden konnten.


Außerdem halbe ich das Gefühl, mich in den ganzen Jahren auch weiterentwickelt zu haben, und diese Printblätter dagegen in der Entwicklung stehengeblieben sind. Im Internet hab ich wenigstens die Chance, noch ansprechende Beiträge zu finden.


Ich warte jetzt nur auf das Argument für die Printblätter, die Nutzung des Internets sei schließlich patriarchal oder strukturell antisemitisch;-))))))


Hier wärs mir egal, ich muß es nicht zahlen oder lesen, aber der erste ergänzende Beitrag von riotqueer hier ist lesenswert, wäre auf Papier aber wohl nie abgedruckt worden...


Bye, bye Interim, bye, bye autonome Spießer



Interim ist doch toll!

echt jetzt! 27.02.2008 - 19;16
Die Interim ist doch prima! Dieses kopierte Ding, bei dem teilweise die Seiten fehlen, vertauscht sind und noch vieles mehr! und dann die witzigen Texte, mittlerweile reine Realsatire.
Schade, dass die mg jetzt nicht mehr da ist, deren Texte hatte ich immer am liebsten. aber auch die anderen volxsport-erklärungen waren schon toll; immer retro (Schreibmaschine oder sogar Schablone) und manchmal sogar überraschend (Schnipsel). und das schönste, mensch weiß nie wann sie erscheint.
ok, die Inhalte wiederholen sich. schon wieder mumia. als ich aufgehört habe mir das Szeneblättchen zu kaufen, war sogar schon jede Ausgabe damit voll. dass die free-mumia-initative von den Maoisten getragen wird, scheint den Leuten herzlich egal zu sein. die rim oder rk oder interkomms oder wie sie sich auch immer im moment nennen, nerven den autonomen Szenemenschen ja eigentlich auch nur am ersten mai, sonst kommt mensch mit denen schon ganz gut klar - besonders, wenn es darum geht über Zionisten, Bonzen, Heuschrecken und andere Bedrohung für die eigene Scholle geht. das ist jetzt aber ein anderes Thema.

die durchschnittliche Interim-ausgabe sieht wie folgt aus;

ca. 20 Seiten
zu
davon;
- 1 x 5-seitiger "Theorietext" (Hirnwichserei, irgendwelcher Berliner Zirkel, die sich gegen das verschwinden in den analen der linksradikalen Geschichte zu wehren scheinen)
- 1 - 2 x 3-seitiger text, in dem bemängelt wird, dass wir nur alle wieder richtig militant sein müssen, damit der laden läuft
- 1 x 1-seitige "Analyse" irgendeiner tollen Kampagne/Demo, die besser gelaufen wäre, wenn wir alle militanter gewesen wären
- davon 5 Seiten "Volxsport" (teilweise verschwimmt das gerade bei "wichtigen" Gruppen mit der obersten Kategorie und mittlerweile gilt fast alles als Volxsport; irgendeinem Manager das Handelsblatt zu klauen, was dann groß als Lahmlegen der kapitalistischen Verhältnisse verkauft wird, weil der Manager ja nicht managen kann, ohne die wichtigen Informationen der Bonzenpresse)
- dann die obligatorischen Veranstaltungshinweise diverser Antiimps und Maoisten (-> free-mumia oder was auch immer Trend sein mag)
- (wie viele Seiten haben wir jetzt? ach, da nehmen wir noch Schnipsel aus der yellow press rein, indem rumgeheult wird, wie schlimm der "volxsport" ist)
- die 2 Seiten sind dann dem aktuellen Schwerpunkt gewidmet, wechselweise Wirtschaftsgipfel oder Hausbesetzung; im Moment vermutlich köpi
- 1 - 2 mehrseitige theorie-texte zum aktuellen Schwerpunkt, inklusive; Ausblick, wie halten wir den verfall der autonome Bewegung auf (genau ordentlich Militanz am neuen Schwerpunkt)
- vielleicht gibt es dann noch für die kleinen eine Bastelanleitung mit dem Titel "nobelkarossentod", um sie zu tollen volxsport-aktionen zu motivieren.

die interim ist wirklich interessant. sie wirkt wie ein Dokument aus einer anderen zeit. und erst die Sprache. und die Sprache erst. das absolute Lieblingswort dürfte "Bonze" sein, möglicherweise zum Wirtschaftsgipfel von "imperialist" verdrängt, aber "bonze" steht schon ganz oben auf der Liste.


und erst die Leserschaft (muss nicht gegendert werden). es gibt drei Gruppen, die die interim lesen;


- die letzten Mutanten aus dem Berliner Szenesumpf, manchmal von ein paar norddeutschen gefeatured, die versuchen die 80iger zurückzuholen, als der laden noch lief (und ihr wisst schon, alle richtig militant waren)


- jung-autonome, die sich von den Relikten angezogen fühlen und sich sehr militant vorkommen, weil sie nun exklusiven Zugang zu Anschlagserklärungen haben und jetzt wissen, wie sie richtig autonom werden können (genau, richtig doll militant werden)


- Verfassungsschutz/Staatsschutz, wobei die sich vermutlich die "erklärungen" bei Berliner Zeitung, taz, mopo oder Abendblatt holen


das ist sie, die interim. ich hab mir mal auch eine typische Anschlagserklärung gebastelt.


"in der nacht vom 28.02.2008 haben wir [das haus/das auto/den firmensitz/die filial] des/von [manager XY/dem konzern "ganz-böse"] mit [farbbeuteln/steinen/brandsätzen] angegriffen. XY/"ganz böse" ist an der globalen ausbeutung der arbeiter_innen beteiligt. [jetzt aktuelle schweinerei aufzählen]. mit unserem angriff, wollten wir ein zeichen setzten gegen das kapitalistische system. die bonzen, blabla, der imperialismus, blabla, etc.

mit unserer aktion wollen wir die kampagne asdf unterstützen. [blub]
eine revolutionäre veränderung bedarf aber flächendeckender militanz (wo wir wieder beim thema wären, genau wieder ordentlich militanz), mit unserer aktion wollen wir einen betrag dazu liefern. wir hoffen, dass in zukunft andere gruppe uns folgen werden.

hoch die internationale solidarität!

den bonzen ordentlich was auf die fresse!
smash capitalism!

(und jetzt noch n cooler Gruppenname, damit das ganze auch beim revolutionären Subjekt ankommt) [ag (autonome gnome) Terror und Zerstörung/Kolonialismus und krieg (waren das nicht die, die mirrow die karre abgefackelt haben?)/mg/militanter Zusammenschluss/rote was auch immer]"


vielleicht sollte, ich mir mal wieder eine interim kaufen, um meine Theorie zu bestätigen. das tolle an der Szene ist ja auch, dass es seit fast 30 Jahren permanent abwärts geht, immer muss der zerfall/das versinken in die Bedeutungslosigkeit abgewendet werden.


und ja, alle Gruppen, Individuen (wahrscheinlich werden 90% der texte von den gleichen Genoss_innen verfasst) oder was auch immer, arbeiten mit verkürzter Kapitalismuskritik und strukturellem Antisemitismus (siehe das abfeiern von Anschlägen gegen Bonzen und Schweine).


die, die gleich über meinen Beitrag herfallen werden, wissen im tiefsten herzen, dass die interim wirklich ein toller gag ist, den niemand mehr ernstnehmen kann.


wer zuerst antideutsch schreit, hat gewonnen!