Sonntag, 1. Juli 2012

Schwarzer Block

Auf Indy ist mal wieder Gedenktag, 25 Jahre Schwarzer Block. Nun dazu konnte ich was beitragen, immerhin mal irgendwie dabei gewesen.
Ein Gespenst geht um in Europa. Das Gespenst des Schwarzen Blocks.
Mehr als ein Abriß kann das hier nicht sein, eine ausführlichere Beschreibung wär zu lang, das liest keiner mehr.
Das ist wieder so ein Medienphänomen das sich verselbstständigt hat und ein Eigenleben führt. 79 taten sich einige in Frankfurt zusammen, besetzten ein Haus an der Uni (Das längst abgerissen ist) und wurden abgeräumt. Dann gabs die Besetzung der Feschenheimer, die gehörte einer Erbengemeinschaft und so blieb die erstmal besetzt. Es tat sich einiges an Aktionen nicht nur in Frankfurt und auf einer Demo in Hannover gab es die Parole, "Bremen, Zürich, Amsterdam, heute ist Hannover dran". Heut versteht das keiner mehr der nicht dabei war. Dazu einige Hintergrundinfos. In Zürich entstand aus einer Forderung für ein Jugendhaus eine Bewegung welche die Stadt mit Putzdemos überzog und der Neuen Züricher Zeitung eine völlig neue Leserschaft verschaffte. In Amsterdam wurde mit Barrikaden und fetten Straßenschlachten eine Häuserräumung verhindert und in Bremen wurden die Bullen vor dem Stadion massiv angegriffen, die ein Bundeswehrgelöbnis bewachten. Ein Radiosender berichtete live wie von einen Fußballspiel und bekam hinterher Ärger. In Berlin wurden Häuser besetzt und im verschlafenen Freiburg führte die Räumung des Dreisamhofs zu tagelangen Straßenschlachten. Aber weit und breit keine Spur vom Schwarzen Block.
Der wurde in Frankfurt erfunden und ich war nicht dabei. Was schreib ich dann? Aus der Zeit kenn ich bis heute noch einige die bei etlichen Aktionen dabei waren, aber keiner hat je behauptet, er wäre beim Schwarzen Block gewesen. Dabei war es eine übersichtliche Szene, immer dieselben Leut und nie mehr als 300. Da kannte man sich vom Sehen her. Find mal heut jemand der beim Schwarzen Block war, soviel lässt sich sagen, wer behauptet er wäre dabei gewesen, der war s nicht! Es gab die Vollautonom, es gab das autonome Plenum im Juz, es gab sogar n Piratensender der sich Radio Isnogud schimpfte und es fanden etliche Aktionen statt, bei denen die Grünen gut beschäftigt waren und nicht zuletzt die Glaser.
Am 1 Mai 80 tauchte der Name erstmals auf, der Haufen bildete einen eigenen Block in der Gewerkschaftsdemo und das kam von den früheren Parteiblöcken der 70iger. Seinerzeit gab s nicht einfach Demos sondern Demoblöcke der einzelnen Vereine die hinterher die Zahlen stolz in ihren Vereinsblättchen verkündeten. Dieser Block verließ die Demo und zog ins Westend, versuchte eine Hausbesetzung, stellte Mülltonnen auf die Gass und verzog sich vor den Bullen wieder zum Römer. Klar gab s unterwegs gut Scherben. In der FAZ stand s dann zu lesen, Terror quer durch die Stadt, Schwarzer Block unterwegs. Danach wurden alle Aktionen bei denen es Scherben gab unter dem Begriff Schwarzer Block eingeordnet. Schon aus Selbstschutz mußte der Begriff relativiert werden, schließlich hatte sich bereits ein ganzer Haufen an Straftaten angesammelt.
Für die Politik waren wir einfach lästig, dauernd diese Pressemeldungen über Hausbesetzung und Scherben, in Frankfurt regierte Wallmann von der CDU und hätte sich gern die Erfolgsmeldung auf die Fahne geschrieben, seit wir regieren, ist Ruhe in der Stadt. Wir störten und wie bekommt man den Haufen zu packen? Als 81 einer bei den Bullen seine Klappe nicht halten konnte, konstruierte die Staatsanwaltschaft daraus die kriminelle Vereinigung Schwarzer Block und vier Leute saßen im Bau. Aktion dagegen oder Unschuldskampagne wie sie die Spontis führen wollten? Es gab einige Auseinandersetzungen und immerhin noch ne größere Demo die naturgemäß nicht ganz ohne Zwischenfälle verlief. Danach brach in der folgenden Auseinandersetzung mit den Antiimps der Haufen auseinander und damit konnte die Staatsanwaltschaft dieser harmlos gewordenen Szene ihre Geiseln zurückgeben. Der Rest der Autonomen rettete sich in die Startbahnbewegung und war da so erfolgreich, das sie sich selbst überflüssig machten. Sie wurden nicht mehr gebraucht, die Jugendlichen aus der Region, von Walldorf bis Rüsselsheim konnten das genausogut.
PS: Bei einer größeren Demo versammelten sich die dunkelgekleideten wieder mal in einen Block und da überregional aufgerufen war, waren s mehr als sonst üblich. Allzuviel passierte da zwar nicht ( wenn in der Zeit auf ner Demo 3 Scheiben zu Bruch gingen, sprach man hinterher von ner friedlichen Demo) und hinterher schrieb ein Anarchoblatt völlig unironisch, 1500 im Schwarzen Block. So etwa, die Zahl ist nicht so wichtig. Der Begriff hatte sich verselbstständigt und hatte auf einmal wieder die Bedeutung aus den 70igern als mit Zahlen aus Demoblöcken Propaganda gemacht wurde.
Comment auf Indymedia.

Schwarzer Block
Wikipedia Eintrag

Der Schwarze Block (auch Black Block bzw. Black Bloc) ist eine Demonstrationstaktik von Gruppierungen, die nach außen hin aufgrund von Verhalten und meist schwarzer Kleidung und Vermummung homogen wirken. Die einheitliche Kleidung dient zur Vermeidung von Identifikation durch Behörden und soll Solidarität vermitteln. Zu den Taktiken des Schwarzen Blocks gehören die Androhung und Ausübung von Massenmilitanz zur Durchsetzung politischer Ziele. Er setzt sich meist aus Gruppen und Einzelpersonen des linken, autonomen und linksextremen Spektrums zusammen.

Kennzeichen

Kennzeichen von Schwarzen Blöcken auf Demonstrationen ist neben der Kleidung manchmal auch ein entschlossenes bis aggressives Auftreten. Zuweilen gingen Personen aus dem schwarzen Block offensiv gewalttätig gegen Polizei und politische Gegner vor, errichteten Barrikaden, warfen Farbbeutel und beschädigten Geschäfte.

Die einheitliche schwarze Bekleidung und Gesichtsbedeckungen wie Kapuzen, Mützen, Sonnenbrillen und Tücher sollen die Demonstranten insbesondere vor der Erkennung durch Polizei, Staatsschutz und politischen Gegnern wie Neonazis sowie vor Tränengas schützen. Früher wurden auch Motorradhelme, Gasmasken und Sturmhauben verwendet. In Deutschland stellt dies nach geltendem Recht seit Einführung des Vermummungsverbots 1985 einen Verstoß gegen das Versammlungsrecht dar.


Geschichte in Deutschland

Der Begriff Schwarzer Block entstand mit dem Aufkommen der Neuen sozialen Bewegungen in den späten 1970er Jahren, als zunehmend Autonome auf Demonstrationen dieser Bewegungen wie der Anti-Atomkraft-Bewegung und der Friedensbewegung auftauchten und sich selbst so bezeichneten. Für den 1. Mai 1980 in Frankfurt gab es den ersten Aufruf zum Schwarzen Block. Als ein Hintergrund zur Bildung eines unabhängigen Blocks innerhalb einer Demonstration wird die in den 1970ern übliche traditionelle Aufteilung in Partei-Blöcke angeführt. Damals war das Auftreten der Autonomen allerdings keineswegs so homogen schwarz wie zur Hochphase des Schwarzen Blocks: Anfang der 1990er Jahre marschierten in Göttingen auf von der Antifa organisierten Demonstrationen bis zu 2000 Menschen im schwarzen Block; Ausschreitungen gab es dabei allerdings kaum. Anfang der 1990er Jahre führte die „Autonome Antifa (M)“ bewusst Demonstrationen mit dem vermummten 'Schwarzen Block' gewaltfrei mit breiten überparteiischen Bündnissen durch.

Bei vielen Aktionen kam es jedoch auch oft zu regelrechten Schlachten mit der Polizei, zum Beispiel im Rahmen der Hausbesetzerbewegung in den 1980er und 1990er Jahren, der Bewegung gegen die Startbahn West am Frankfurter Flughafen Anfang der 1980er Jahre, der Anti-AKW-Bewegung in Brokdorf, Wackersdorf und Gorleben in den 1980ern, beim sogenannten Berliner Revolutionären Ersten Mai ab 1987, einer Alternativveranstaltung der linksradikalen Szene zu den traditionellen Erster-Mai-Kundgebungen der Gewerkschaften, dem IWF-Kongress in Berlin, der Besetzung der Häuser in der Hafenstraße in Hamburg in den 1980er Jahren.


Der Schwarze Block ist keine feste Organisation. Vielmehr geht der Begriff auf Ermittlungen mit dem Instrumentarium des Paragraphen 129a StGB der Bundesanwaltschaft gegen mehr als 50 Leute wegen „Mitgliedschaft in der terroristischen Vereinigung Schwarzer Block“ im Jahre 1981 zurück. Der Begriff wurde von Autonomen aufgegriffen und wird seitdem verstärkt durch Medien verwendet.


Seit den 1990er Jahren kopieren vermehrt Rechtsextremisten der „Autonomen Nationalisten“ diese Taktik.


Heute treten linke und autonome Demonstranten auch gelegentlich mit der Out of Control-Taktik auf, da Wanderkessel und präventive Überwachungsmaßnahmen der Polizei so besser umgangen werden können als mit einem geschlossenen Block.


Vereinigte Staaten

In den Vereinigten Staaten von Amerika wurde der schwarze Block wahrscheinlich erstmals 1991 von der anarchistischen Organisation Love & Rage als Protestform gewählt. 1992 formierte sich anlässlich des Columbus Day erneut ein schwarzer Block. Stärker medial rezipiert wurde erst der am 30. November 1999 zu den globalisierungskritischen Protesten in Seattle von etwa 200 Personen formierte Block. Aus der anonymen Gruppe heraus wurden Graffiti gesprüht und Schaufensterscheiben eingeworfen, was der seit den 1920er Jahren marginalisierten militanten anarchistischen Bewegung Kritik seitens anarchopazifistischer Gruppen, aber der anarchistischen Bewegung insgesamt große Aufmerksamkeit und verstärkten Zulauf einbrachte. Die Debatten in der Folge drehten sich ähnlich der seit den 1980er Jahren im deutschsprachigen Raum geführten um Sinn und Nutzen der Aktion, Schaden im Ansehen für die Bewegung und Vielfalt von Taktiken oder scharfe Abgrenzung von militarisiertem Auftreten und öffentlich nicht vermittelbaren Handlungen.

Italien

Viel Zerstörung hat ein schwarzer Block beim G8-Gipfel in Genua 2001 angerichtet. Bei der Aufarbeitung dieser Ereignisse wurde wiederholt der Verdacht geäußert, die Polizei habe verkleidete Beamte in den Schwarzen Block als Provokateure eingeschleust. Verschiedene Augenzeugen behaupten, die Polizei sei mit großer Härte gegen friedliche Demonstranten vorgegangen, habe sich aber gegenüber dem Schwarzen Block in auffälliger Weise zurückgehalten.


Ägypten
In Ägypten hat sich im Zuge der Proteste gegen die Politik von Präsident Mohammed Mursi eine gewaltbereite Gruppierung entwickelt, die sich Schwarzer Block nennt. Diese trat erstmals am 24. Januar 2013 auf dem Tahrir-Platz in Kairo in Erscheinung. Der „Schwarze Block“ versteht sich als Gegenwehr zu den Schlägertrupps der Muslimbrüder, die am 4. Dezember 2012 vor dem Präsidentenpalast zahlreiche Mitglieder der Opposition festgenommen und traktiert haben.


Wikieintrag 2013. Noch immer geistert der Begriff Schwarzer Block durch die Medien. Als es am 1. Mai 80 mit einer kleinen Aktionsdemo anfing, konnte keiner der ca. 300 Beteiligten ahnen, das hier gerade ein kleines Historisches Ereignis stattfand.  So kann s kommen. Geschichte wird hinterher geschrieben.