Samstag, 4. August 2012

Forumsbeitrag



Forumsbeitrag
Im www kann man gut auf Zeitreise gehen und man bekommt was geboten. Da tauchen auf einmal die längst vergessenen Splittergruppen und Parteisekten aus der Versenkung auf. Namenskürzel die niemand mehr kennt und keinen mehr was bedeuten und die selbst die Beteiligten fast vergessen haben.
Wer steckt dahinter? Wer produziert Webseiten, denen man zwar nicht ansieht ob eine große Organisation oder nur ne handvoll Spinner dahinter steckt, aber auf denen die Zeit stehen geblieben scheint? Parteisekten wie KPD/ML oder MLPD die aus der realen Welt längst verschwunden sind, aber im Web quicklebendig erscheinen. Geht man auf diese Seiten, da ist echt die Zeit stehen geblieben und man meint, wir schreiben immer noch 75 oder 85.
Unbeeindruckt von jeder realen Entwicklung in der Welt oder in den Köpfen der ehemals Beteiligten, hämmern sie ihre museal gewordenen Parolen in die Welt und man ist versucht aus dem Fenster zu schauen, ob da nicht grad eine Demo mit roten Fahnen und gereckten Fäusten vorbeizieht. Nein, es ist nur die Müllabfuhr.
Man kann Witze drüber machen oder Cartoons zeichnen. Etwa über den letzten Aufrechten, der in seiner Dachkammer hockt und den
Ausgang aus der Parteiwelt nicht mehr gefunden hat. Dafür studiert er immer noch seine heiligen Schriften und verkündet die der Netzwelt.
Wer dabei war, konnte schon ende der 70iger erleben, wie diese Sekten immer unsichtbarer wurden und es anfangs der 80iger nicht mal schafften ihre Zeitung zu verbreiten. Da gibt s doch ein freudiges Wiedersehen im Netz. Solche Seiten darf man als ernst gemeinte Politsatire betrachten und zur persönlichen Erheiterung besuchen.
Man kann auch Spitzwegs Bücherwurm nehmen. Ein großer Teil linker Politik basierte auf Buchstabengläubigkeit. Man glaubte, wenn man nur die richtigen Werke gelesen hat, weiß man Bescheid wie die Revo läuft. Diejenigen, die sich der augenschädigenden Arbeit unterzogen, nannte jemand mal treffend, linke Bibelforscher. Die blauen Bände wurden wie die Bibel gehandelt und wer daraus zitieren konnte hatte recht. Die Uniherkunft machte sich bemerkbar, mit Fußnote und was dazu gehört. Mit der Zeit lernte man seinen eigenen Verstand zu benutzen, ebenso die eigene Erfahrung auch wenn sie dem Bücherwissen widersprach.
Die Ersatzreligion Kommunismus erhob die Texte von Marx über Lenin bis Mao, zu Dogmen und ewigen Wahrheiten. Was man dagegen in der Welt draußen lernte (nicht in dunklen ungelüfteten Kammern), "die" Wahrheit gibt es nicht und ewige Wahrheiten schon gar nicht. Es gibt nur Wahrheiten und jeder muß seine eigene herausfinden.
Heilige Schriften werden oft dazu benutzt, das Denken überhaupt abzuschaffen. Was willst du denn? Da steht doch schon alles drin, jede Frage ist beantwortet. Hier steht s wie man eine Partei aufbaut.
Kein Erfolg? Dann machen wir was falsch.
Nach 5 Jahren immer noch ne kleine Sekte? Wir müssen unsere Linie überarbeiten und einige Abweichler rauswerfen.
10 Jahre, nur noch der harte Kern dabei? Es ist eben ein langfristiges Projekt und wer nicht durchhält und zweifelt, den brauchen wir nicht. 20 Jahre, wir haben zwar keine Zeitung mehr dafür ne HP. Entscheidend ist das wir recht haben und die Geschichte wird uns recht geben.
30 Jahre? Die Wohnung wird aufgelöst, der gesammelte Papierberg landet im Müll.

In eigener Sache:
Persönlich betrachtet ist die ML Zeit der 70iger Teil meiner eigenen Geschichte, war auch mal dabei. Nicht ungewöhnlich als politisch interessierter aber unerfahrener Schüler in sowas reinzugeraten.
Es war in der Zeit eh Zufall wo man landete, ja nachdem, wen man grad traf. 73 war so eine Zeit, in der viele was tun wollten aber noch nicht wissen wohin und da hätte ich bei vielen Gruppen landen können. Niemand findet ein Flugblatt und rennt zur Parteizentrale um noch am gleichen Tag einzutreten.
Als linker Schüler stand man eh recht allein in einer Umwelt, die desinteressiert oder meist ablehnend war und da traf man erstmal Leute die scheinbar dasselbe wollten. Also landete ich bei der KPD, na nicht ganz, das war ein elitärer Verein der nicht jeden nahm. Dafür hatten sie ihre Untervereine wie etwa Liga gegen den Imperialismus und was tun mit Schülern? Na da sind sie erstmal gut aufgehoben. In so nen Verein gab s Aktionen, Demos und man kam in andere Orte. Was hinzukam, zu der Zeit versuchte die Partei mit Aktionismus Politik zu machen und etlichen Aktionen war noch die Erfahrung aus der Studentenbewegung anzusehen, wo die Beteiligten ja herkamen. Das war zunächst mal für jüngere durchaus attraktiv.
Dies änderte sich später, als sich Aktionen auf die traditionellen Termine wie 1. Mai beschränkten und nur noch über Supermächte geschwätzt wurde. Ehe man sich s versieht gewöhnt man sich die Denkweise der Parteipresse an und das heißt, sich von der Außenwelt abschotten.
Zum Job in solchen Vereinen gehört natürlich auch, die Parteipresse unters Volk zu bringen und das ist der Punkt, wo man mit der Außenwelt konfrontiert wird. Keiner will das Zeug haben, man stößt auf Desinteresse oder offene Ablehnung.
Was tun damit? Weitermachen mit der Disziplin und Verdrängung die man bereits in der Gesellschaft eingetrichtert bekam. Man macht weiter weil man weiß, den anderen geht s genauso und die willst ja nicht allein stehen lassen. So konnten diese Vereine von einer Einstellung leben mit der man hier für die Arbeitswelt abgerichtet wird.
Arbeit ist mühsam, macht keinen Spaß und ist unergiebig, Politik genauso. Also denk nicht drüber nach. Was Schüler und Studenten betraf, konnte die Partei (die selbst aus Studenten bestand) eine weitere Form der Abwertung ausnutzen. Das schlechte Gewissen das dir eingeredet wurde, geh erstmal arbeiten, du hast doch noch garnix zu sagen und lebst selbst auf Kosten der Arbeiter. In so nen Verein ließ sich das gut verdrängen. Aber sobald man die Parteiwelt verlassen hat, steht man wieder allein da, nicht nur in der Gesellschaft, sogar innerhalb der Linken ist man nur eine Minderheit. Noch kann man den Frust wegstecken und das ist auch der Sinn der Sache.
Die Demos und Veranstaltungen schaffen eine eigene Realität die einen vergessen lässt, wie isoliert man dasteht, man liest die Parteipresse, versucht damit klarzukommen, wenn nur die Realität da draußen nicht dauernd stören würde.
Dafür darf man sich einer Sache zugehörig fühlen, selbst wenn man nix zu melden hat und die meisten der Beteiligten gar nicht kennt. Man entwickelt eine Form von Lagerdenken, das nützt nur dem Gegner, also hält man die Klappe und verdrängt offensichtliche Widersprüche. Etwa das unsere Zielgruppe, die Arbeiter nix mit zu tun haben wollen, oder das wir gegen Verbote und für Meinungsfreiheit (der Parteipresse) kämpfen, aber eine Gesellschaft wollen, die keine Meinungsfreiheit vorsieht. Es gab Knackpunkte die einen schon auffielen, man konnte ja nicht den Verstand abschalten. Jedenfalls weiß ich aus dieser Zeit, was Sektierertum im Denken anrichtet.
Andererseits tat sich noch mehr in Frankfurt und wenn es um Hausbesetzung oder Fahrpreiserhöhung ging, verlor der Verein zeitweilig die Kontrolle. Statt uns im Treff die neusten Parteitexte reinzupfeifen waren wir auf der Gass wo es nach Tränengas roch. Widersprüche gab s genug, oft genug sah man daß die Parteiideologie wenig mit der realen Welt zu tun hatte, aber statt drüber zu reden, hielt man die Klappe.
Dann folgte ne Lehre im Betrieb und diese Realität hatte wenig mit der Parteipresse und dem Proletenkult zu tun. In der Folge stellte ich meine Mitarbeit langsam ein, andere traten mit einer langen Bleiwüste aus die sie oft bei Konkurrenzvereinen veröffentlichten, die aber wenig über die tatsächlichen Gründe aussagten. Wie kommt man da wieder raus? 75 gefiel mir der Verein nicht mehr, die aktionistische Politik der KPD wurde beendet und mit der Kopie der Supermächtetheorie der VR China wurde die Parteipolitik ungenießbar.             
Nun wurd von uns verlangt, Sachen zu vertreten, an die wir selbst nicht mehr glaubten. War ich bereits im Betrieb in ner anderen Welt, so wurd s Zeit sich auch in der Politlandschaft nach anderen Welten umzusehen, etwa AKW Demos und nach Brokdorf mitzufahren. Der nächste Schritt war die vorurteilslose Beschäftigung mit den eigenen Parolen und da stellst fest, daß du an dieses Zeug geglaubt hast wie der Christ an die Heilige Schrift. Tatsächlich fällt s auf, schon der Sprachgebrauch, wo es von Renegaten, Abweichlern, Ketzern und Sektierern wimmelt, stammt original aus der Theologie. 77 im Zusammenhang mit der Schleyer Entführung erlebte ich live, was die Arbeiter dachten, spätestens da war der Proletenkult für mich erledigt.
Es wurde Zeit, daß woran man geglaubt hatte, weil man s glauben wollte, ohne Rücksicht zu hinterfragen. Schau dir die Welt an wie sie ist und hör auf in unlesbaren Bleiwüsten nach der Wahrheit und Patentlösung für alle Probleme zu suchen. Trotzdem war der Draht nicht ganz abgerissen, man kannte sich ja noch. Der einzige Grund noch mal mitzumachen, Ende der 70iger fanden tatsächlich Diskussionen statt, die diesen Namen verdienten. Wär s drum gegangen, die übliche Parteiarbeit weiterzumachen, mit mir sicher nicht mehr. Dafür war s auf einmal möglich Sachen auszusprechen, für die man früher achtkantig rausgeflogen wär.
Es war auch die Zeit, in der "Naturgesetze" gebrochen wurden. Soll heißen, der Krieg zwischen Vietnam, Kambodscha und China, sozialistische Staaten prügeln sich doch nicht. Wir hatten genug davon uns das Hirn zu verbiegen und Sachen gegen unsere Überzeugung zu rechtfertigen. Es ließ sich nicht mehr in die Ideologie pressen und wir hatten kein Interesse mehr, etwas zu rechtfertigen was nicht zu rechtfertigen ist.
Die Entwicklungen in der 3. Welt zeigten eh, das wir früher einiges in den falschen Hals bekommen hatten. Es war der Bruch mit einer sektiererischen und dogmatischen Denkweise, die das Denken selbst zur Karikatur macht. Die Auflösung der Partei war für mich nur ein Abschluß, kein Zusammenbruch einer Welt, ebenso wenig zog s mich zu den Grünen wo sich etliche rüberretteten.
Dafür gab s noch andere Parteisekten und in der Konfrontation mit denen, deren Welt noch intakt war, stellte ich Bemerkenswertes fest. Andere mit Worten erschlagen, vollquatschen, nicht zuhören können und unausstehlich wirken. War ich auch mal so drauf gewesen? Dann ist s kein Wunder wenn wir nichts erreicht haben, aber das merkt man erst wenn man draußen ist. Ist es damit vorbei?
Leider nicht, denn da die gesellschaftlichen Bedingungen weiterbestehen, die das Entstehen von hierarchischen und sektiererischen Gruppen fördern, erlebt man das sich neue bilden und traurigerweise sogar Deppen finden, die nichts von der alten Geschichte wissen und nicht merken, daß sie eine Politikform nachäffen, die schon vor 20 Jahren gescheitert ist.
Ob Linksruck oder Trotzkistensekte, es gibt sie noch, die altgedienten Parteiführer. Immer auf der Suche nach jungen Deppen die sie für ihre Schrottpolitik verheizen können und im Uniumfeld scheint s zu klappen. Aber nur solang bis sie gefrustet abhauen. Hier wiederholt sich die Geschichtsblindheit die es schon in den 70igern gab, als man die Geschichte der Arbeiterbewegung wieder entdeckte, diese aber von Mythen zugestellt wurde.
Denn das hieß auch Verdrängung des Stalinismus und Verschweigen des Versagens der KPD von 33. Ohne eine KP könne es keine Revolution geben, dies wurde regelrecht gepredigt. Tatsächlich erwiesen sich Kommunistische Parteien meist als Revolutionsverhinderer und nach 33 sagten deren Mitglieder selbst, die Partei hat sie verraten und den Nazis ausgeliefert. Die Kopie dieser stalinistischen Partei mit allem was dazugehört, den Fahnen, Symbolen, Zeitungstitel plus Sprachgebrauch, mußte jeden Arbeiter der diese Zeit noch kannte, wie Hohn erscheinen, oder wie ein schlechter Witz. Und wie ein schlechter Witz kommen mir heute die jungen Träger der Linksruckplakate vor, nur was soll man denen sagen? Erst wenn sie selbst zu zweifeln anfangen kannst mit denen reden, vorher ist das sinnlos. Kann ich beurteilen. Online versuchen kann man s ja und das hab ich auf Indymedia getan. Es muß möglich sein, zu sagen wie es nicht geht ohne eine Patentlösung anbieten zu können, denn die hat niemand.
Beitrag bearbeitet am 20.05.2003
Forumsbeitrag im mittlerweile geschlossenen taz/ruhr Forum

PS: Klickt man sich heute so durch die Parteiseiten, eines fällt auf. Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein. Ihre Linklisten sind die Empfehlungen zu den "Bruderparteien", denen die schon seinerzeit ausschließlich wert waren überhaupt beachtet zu werden. Alles andere war unter ihrem Niveau. Lohnt nicht mit dem Rest der Gruppen überhaupt zu reden. Wir reden nur mit denen die auf der richtigen Linie liegen oder wenigstens das Kopfbanner im Zeitungstitel tragen.
Das scheint heute sowas von absurd, nur scheinen die übrig gebliebenen Beteiligten das nicht mal zu merken. Trotzdem darf man sich über diese Seiten freuen, man will ja beim Surfen auch mal was zur Erheiterung sehen. Es fallen einen schon erstaunliche Parallelen auf. So wie um die Jahrhundertwende bis 1914 in einer modernisierten Welt die Traditionen des letzten Jahrhunderts mit Säbel und Pickelhaube fortgeführt wurden, führen diese Parteisekten Traditionen aus den 20iger Jahren fort. Zumindest versuchen sie es, so anachronistisch sehen teils ihre Seiten im Internet aus.
Online Parteiblatt dessen gedruckte Form nur noch in Spezialarchiven auffindbar ist. Mal findet sich auf so einer Seite ein interner Bereich, nur für Mitglieder. Was es da wohl für Geheimnisse gibt? Keine Panik, da verpasst man nichts. Der ehemals Beteiligte weiß es noch. Das entspricht den früheren Papierzirkulaten die nur für den internen Gebrauch bestimmt waren, in deren ellenlangen Bleiwüsten auch mal abweichend gedacht werden durfte. Nur wollte man damit nicht die einfachen Mitglieder beunruhigen. Die sollten nur lesen, was schon als offizielle Parteilinie galt.
Die Insider dagegen durften sich als privilegiert fühlen diese Insiderschriften überhaupt in die Finger zu bekommen. Was soll man von einer hierarchischen Struktur halten die nicht mal den eigenen Leuten vertraut? Diese Rangordnung war in den 70igern Kennzeichen dieser Sekten, heut ist es nur noch absurdes Theater.
PS 2: Echo aus der Mülltonne. Die Art wie ich meine Geschichte der ML Zeit aufarbeite, nützt weder mir noch den heutigen Linken was. Was sie mir nützt? Steht nicht zur Debatte, ich hab die Sache abgehandelt und Konsequenzen gezogen, dafür brauchte ich kein Internet.
Den altgedienten Sektierern die immer noch nicht den Ausgang gefunden haben, denen hab ich nichts zu sagen. Wozu auch? Zeitverschwendung. Die werden sich von mir kaum ihre kleine Scheinwelt in die sie sich verkrochen haben, wegnehmen lassen.
Dafür können sie immer noch unerfahrene Jugendliche reinziehen, ihnen etliche Jahre versauen und sie am Ende zu vorzeitigen Zynikern machen die auf Jahre genug von jeder Politik haben. Wenn überhaupt, dann kann es nur drum gehen, diese vor Irrwegen zu warnen. Genau auf Jugendliche, die erste Gehversuche auf Demos machen warten sie. Da versuchen sie zu agitieren, sie wissen genau, daß sie bei den Altgedienten nur noch Hohngelächter ernten, wenn die überhaupt noch reagieren.

In eigener Sache  (Forumsbeitrag)
Dec.2002
Immer wieder gibt es Zeiten in denen viele auf der Suche sind, sich für Politik interessieren und zunächst noch nicht wissen wohin. 73 war so eine Zeit und da hätte ich bei vielen Gruppen landen können, es war oft eine Frage des zufälligen Kontakts. Niemand findet ein Flugblatt und rennt zur Parteizentrale um noch am gleichen Tag einzutreten, heut ebensowenig zumal es kaum Parteizentralen solcher Sekten mehr gibt. War also Zufall daß ich bei der KPD (Semmler/ Horlemann) reingeriet. Freilich nicht in die Partei, da kam nicht jeder rein, für Schüler gab s die Liga gegen den Imperialismus, sozusagen ein Unterverein fürs Fußvolk.
Ehe man sich s versieht ist man dabei und dazu gehört natürlich auch das Zeitungsverkaufen auf der Gass. Da merkt man das irgendwas nicht klappt, keiner will die Zeitung, man wird entweder nicht beachtet oder wenn dann stößt man allenfalls auf Ablehnung. Aber noch kann man den Frust wegstecken und das ist auch der Sinn der Sache. Noch gab es Aktionen, oder Veranstaltungen bei denen man sah, daß man nicht völlig allein ist. Sobald dies vorbei ist, steht man freilich wieder als einziger in einer Umwelt die mit der linken Ideologie nichts zu tun hat. Die Demos und Veranstaltungen schaffen eine eigene Realität die einen vergessen lässt, daß man nicht nur draußen recht allein dasteht sondern sogar innerhalb der Linken nur eine kleine Minderheit darstellt. Man liest also die Parteipresse und versucht halbwegs damit klarzukommen. Wenn nur die Realität da draußen nicht dauernd stören würde. Dafür darf man sich einer Sache zugehörig fühlen, selbst wenn man da wenig zu melden hat und die meisten davon gar nicht kennt. Da entwickelt man eine Art Lagerdenken, das nützt nur dem Gegner, man will ja nicht der eigenen Sache schaden. Also verdrängt man offensichtliche Widersprüche.
Ob es unsere Zielgruppe, das revolutionäre Subjekt ist die nichts damit zu tun haben will oder das man gegen Verbote kämpft und Meinungsfreiheit einfordert, dagegen eine Gesellschaft zu Ziel hat in der das eh nicht vorgesehen ist. Und man entwickelt sowas wie einen Missionierungswahn, soll heißen man wird persönlich unausstehlich wenn s drum geht, für den eigenen Verein zu werben. Davon merkte ich nichts, nicht so lang ich dabei war. Das merkt man erst wenn man draußen ist und es mit Leuten zu tun bekommt die noch drin sind und sich fragt, warst du auch mal so gewesen? Dann wunder ich mich nicht mehr, das ich so wenig erreicht hab. Ist es auch frustrierend festzustellen, daß man niemand erreicht wenn man am Agitieren ist, hinterher war ich sogar froh drüber niemand reingezogen zu haben. Wie kommt man da raus? In meinen Fall war das die neue Parteipolitik die sich an der VR China ausrichtete und plötzlich verlangte Sachen zu vertreten, von denen man selbst nicht überzeugt war.
               

Oder Berichte aus Albanien, da hatten unsere Vertreter nicht nur nette Bilder der Denkmäler und heroisierenden Gemälde mitgebracht. Sie erzählten auch Geschichten von Jugendlichen die bei 40 Grad Straßen bauen. Na fein, da kommt die Jugend nicht auf dumme Gedanken, ich dagegen schon denn das kam mir vertraut vor. Woher kannte ich das?
Klar doch, geht erstmal arbeiten, hast du schon mal gearbeitet? Na es blieb beim Denken, noch hielt ich die Klappe. Zudem stellte ich 75 fest, das nicht nur die Zeit der Aktionen auf der Straße vorbei war, auch das sich innerhalb des Vereins nichts mehr veränderte. Was wird dann aus der Revolution?
Meine Lehre in der Zeit zeigte mir, wie die Arbeitswelt wirklich ist und die hatte wenig mit den Parteivorstellungen zu tun. Ohne offen auszutreten stellte ich einfach meine Beteiligung an der Sache ein, gut einige kannte ich und völlig riss der Draht nicht ab. Zum Schluß konnte ich doch noch mal einsteigen, freilich nicht um die übliche Parteiarbeit zu machen. An der hätte ich mich ohnehin nicht mehr beteiligt, da ich längst keinen Sinn mehr in dieser Art von Politik sah.
Denn nun fanden Diskussionen statt, die diesen Namen verdienten. Mittlerweile war einiges passiert, etwa der Krieg Vietnam Kambodscha China, das ließ sich nicht mehr in die Ideologie pressen und viele waren nicht mehr bereit Sachen zu rechtfertigen die nicht zu rechtfertigen sind.
Die Entwicklungen in der 3.Welt brachten uns zur Überlegung, daß wir früher die Sachen etwas falsch verstanden hatten, oder so verstanden wie wir sie haben wollten. Die Parteipresse um 79 sah dann auch aus wie 10 Jahre später die Zeitungen der DDR, nun wurde offen über Dinge geredet, die früher zum Parteiausschluß geführt hätten. Anfang 80 wurde der Verein aufgelöst, das war nur der Abschluß. Da ich mich schon vorher nach weiteren Sachen umgesehen hatte und auch einiges am Laufen war, brach damit für mich keine Welt zusammen und die Wanderbewegung zu den Grünen überließ ich anderen. Geblieben ist aus der Zeit das Wissen, was Sektierertum ist und was es anrichtet und das ich schnell sehe, wenn ich es heute mit vergleichbaren zu tun bekomme, so etwa auf Indymedia.