Donnerstag, 4. Juli 2013

XX. Parteitag nach MLPD

Plakatsticker zum 1.Mai
Vor 55 Jahren: Der verhängnisvolle XX. Parteitag der KpdSU
aus Rote Fahne 08/2011

Die Rote Fahne der MLPD beschreibt den größten Sündenfall der Kommunistischen Weltbewegung, den XX. Parteitag der KPdSU. Für Marxisten Leninisten der Anfang vom Untergang, der die Ursache für die Restauration des Kapitalismus sein soll bis hin zum Ende des Warschauer Pakts. Eine Erklärung an die nur noch überzeugte Ideologen glauben und davon gibt es nicht mehr so viele. In der MLPD haben sie noch eine organisatorische Heimat. Und hier lesen wir die Welterklärung aus der Sicht gestandener Marxisten Leninisten die Umdenken mit Verrat übersetzen.

Der XX. Parteitag der KPdSU im Februar 1956 ist in die Geschichte eingegangen durch eine von Nikita Chruschtschow verkündete Revision des Marxismus-Leninismus, die verdeckt wurde durch einen Überraschungsangriff auf den drei Jahre zuvor verstorbenen Stalin, der als unumstrittener Führer der kommunistischen Weltbewegung und als Klassiker des Marxismus-Leninismus galt.
.....Unter Führung Chruschtschows ergriffen in der Sowjetunion Kräfte die Macht, die im Laufe der folgenden 35 Jahre alle Errungenschaften der sowjetischen Arbeiter und Bauern verspielten und 1991 im völligen wirtschaftlichen, politischen und ideologischen Zusammenbruch endeten.

Na da soll einer schlau draus werden. Nach dem Geschichtsbild der MLer endete der Sozialismus mit Chruschtschow und die SU wurde revisionistisch oder sogar sozialimperialistisch, für andere sozialfaschistisch. Folglich gab es da nichts mehr was man noch hätte verspielen können. Woher jetzt dieser Gesinnungswandel?

Der Klassenkampf im Sozialismus

Wie konnte mitten aus der Kommunistischen Partei ein solcher Angriff auf die bislang gültigen und erfolgreichen Prinzipien hervorgehen? Wie konnte Chruschtschow in seinem offiziellen Rechenschaftsbericht verkünden, dass Lenins Imperialismusanalyse überholt sei und Kriege keine Gesetzmäßigkeit des Imperialismus mehr sein würden, wie konnte er in einer üblen Geheimrede am Schluss des Parteitags Stalin als Verbrecher und Mörder verleumden?

Ja ernsthaft, das ist für die Partei des echten Sozialismus die schlimmste Gotteslästerung, selbst im Jahre 2013 noch.

Ermöglicht wurde das nur, weil Stalin und die KPdSU das Problem der Weiterführung des Klassenkampfes im Sozialismus nicht umfassend und allseitig erkannt hatten. Willi Dickhut, der Vordenker und Mitbegründer der MLPD, schrieb dazu im April 1982, dass der Fehler Stalins darin bestand, „dass er nicht erkannt hatte, daß sich in den Reihen der Partei eine neue Bourgeoisie verbreitete, eines Typs, den es noch nie gegeben hatte. Diese Bourgeoisie neuen Typs entstand durch die kleinbürgerlich entartete Bürokratie, durch Privilegien, Aufhebung des Parteimaximums, damit Freigabe hoher Gehälter, Förderung des Karrieretums, Unterdrückung ehrlicher Kritik von unten, falsche Machtausübung verbunden mit Übergriffen usw. ....

Gähn, die alte Story wieder. Hätte man Chemiker und Straßenkehrer gleich bezahlt, wäre das natürlich nicht passiert. Bereits Lenin erkannte, das Kompromisse gemacht werden müssen, die Gleichheitstheorie ist eben nicht 1:1 umzusetzen. Dazu sind Gesellschaften etwas zu komplex. Klar bezieht sich die Partei auf ihren Basistheoretiker Dickhut. Von der MLPD wird man es nie erfahren, Dickhuts Schrift ist nichts weiter als eine Verratstheorie, wie man sie aus der theologischen Welt kennt. Verrat an der reinen Lehre, die zum Untergang führt. Man kennt das auch als Fundamentalismus.

Über diese Frage kam es in den 1960er Jahren zu einer weltweiten Spaltung der kommunistischen Bewegung. Zu Lebzeiten Mao Tsetungs kritisierte die KP Chinas den Chruschtschow-Revisionismus, verteidigte Stalin und initiierte 1966 im eigenen Land die heute so lautstark verleumdete Kulturrevolution, die sich gegen die auch in China aufkommende neue Bourgeoisie richtete. Die Chruschtschow-Anhänger – in Deutschland die Führung der SED und KPD, später der DKP – übernahmen jedoch die revisionistischen Ansichten des XX. Parteitags und die Hetze gegen Stalin.

So ein Unsinn, die deutschen Kommunisten übernahmen recht wiederwillig und erst als es nicht mehr zu übersehen war, die neue Linie und in der DDR verschwanden die Stalinstraßen. Maos Kirchenspaltung war bekanntlich der Ideologische Rahmen für eine Konkurrenzkampf in der kommunistischen Welt, den Inhalt sollte man nicht so bierernst nehmen, wie die MLPD noch heute, im Gegensatz zu vielen ehemaligen MLern, denen diese Denkweise recht fremd geworden ist.  Und die Kulturrevolution war eher eine humanitäre Katastrophe, bei der es um einen Machtkampf ging und kaum darum einen Rückfall in den Kapitalismus zu verhindern. Zumal China vom Stadium eines entwickelten Kapitalismus und Industriegesellschaft noch weit entfernt war.
 
Verschlossene Augen

Bis zum Zusammenbruch der DDR verschlossen sie die Augen vor der marxistisch-leninistischen Kritik am revisionistischen Weg, obwohl ihre klügsten Köpfe durchaus sahen, was sich abgespielt hatte. So analysierte der von der DKP hoch verehrte Professor Wolfgang Abendroth, der unter anderem im Beirat des DKP-geführten Instituts für Marxistische Studien und Forschungen (IMSF) saß, schon kurze Zeit nach dem XX. Parteitag: „Eine derart dramatische Wirkung, wie sie der 20. Parteitag offenbarte, kann nur in den wirklichen Veränderungen der sozialen und politischen Struktur Rußlands begründet sein … im gleichen Maße, in dem die Industrialisierung voranging, wurde andererseits zum ersten Mal in der russischen Geschichte eine breite Schicht technischer, wirtschaftlicher und administrativer Intelligenz erzeugt, die in die Reihen der Staatspartei eintrat, den rationalen Kern ihrer Ideologie akzeptierte, aber auf die Dauer nach persönlicher Sicherheit und relativer Freiheit der wissenschaftlichen Forschung und Ausbildung drängen mußte.“ (Wolfgang Abendroth – „Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie“, Neuwied 1972, S. 62–64) Vollkommen zu Recht sah Abendroth darin die Ursache des Chruschtschowschen Vorgehens, das er im übrigen vollkommen billigte.

"....aber auf die Dauer nach persönlicher Sicherheit und relativer Freiheit der wissenschaftlichen Forschung und Ausbildung drängen mußte."

Ne echt, solche Subjekte haben im Sozialismus auch nichts zu suchen. Mit denen ist kein sozialistischer Staat zu machen.

Die Partei für Maoismusnostalgie zitiert DKP Theoretiker Abendroth? Ausgerechnet die Partei die stets ohne wenn und aber zur SU stand und für MLer seit Jahrzehnten das primäre Feindbild darstellte. Jedenfalls war für die DKP die SU bis 91 sozialistisch.

Während Stalin den Übergang in die zweite Phase des Sozialismus – den Kommunismus – darin sah, die Arbeiter und Bauern auf das Niveau dieser neuen Intelligenz zu heben, wollte diese ihre Privilegien festschreiben und sah sich durch die Diktatur des Proletariats dabei bedroht. In Chruschtschow fand sie ihren Fürsprecher und auf dem XX. Parteitag feierte sie mit der Verurteilung Stalins ihren Sieg.

Und das wäre Stalin sicher auch gelungen, wenn er nicht soviel an Schauprozessen und Vernichtung von Trotzkisten und Schädlingen um die Ohren gehabt hätte, der Tag hat dummerweise nur 24 Stunden.

Grundlegende Lehren gezogen

Während die modernen Revisionisten trotz der nachfolgenden negativen Entwicklung den XX. Parteitag bis heute als Überwindung des „Stalinismus“ feiern, hat die MLPD aus dieser Niederlage des Sozialismus grundlegende Lehren gezogen und die marxistisch-leninistische Grundlage ihrer Arbeit erweitert um die Lehre von der Denkweise. Die von Abendroth behauptete Akzeptanz der proletarischen Ideologie durch die kleinbürgerliche Intelligenz äußerte sich in „marxistisch-leninistischen“ Phrasen – tatsächlich entwickelte sie weiter ihre kleinbürgerliche Denkweise der Trennung von Theorie und Praxis, die in der Realität eine Trennung von Hand- und Kopfarbeit bedeutete und damit Beibehaltung ihrer privilegierten Position. Deshalb hält die MLPD auch an Stalin fest und hat gleichzeitig eine tiefgehende Kritik an von ihm zu verantwortenden Fehlern geleistet – auf konstruktive und revolutionäre Art und Weise! (dk)

Schau an, die MLPD leistete Kritik an Stalin? Die bezieht sich sicher nicht auf Schauprozesse und Straflager. Auch das bei der großen Säuberung eine halbe Millionen Menschen starben (mitten im Frieden) ist bei der konstruktiven Parteikritik kein Thema.
Die berühmte kleinbürgerliche Denkweise, damit hat s die Partei ja. Vor allem mit der Denkweise. Um ihre Mitglieder von der kleinbürgerlichen Denkweise zu befreien hat die Partei ein wirksames Mittel, sie befreit ihre Leute von der Last übermäßig hoher Erbschaften.
Ja und das alte Problem der Trennung von Hand und Kopfarbeit. Was machen wir da? Schicken wir die Kopfarbeiter zur Reisernte aufs Land wie in China oder schlagen wir ihnen besser gleich den Schädel ein wie in Kambodscha?


Siehe auch: 
XX. Parteitag
Entstalinisierung