Samstag, 1. Juli 2017

Aufgabenverteilung

Von Zeit  zu Zeit tauchen im Netz diverse Aufrufe auf. Veröffentlicht auf offene Portale und parallel auf Blog und da heißt es dann meist, an die organisierte Linke, an die kommunistische Linke oder an die Kommunisten bzw. die linken Gruppen. Die Aufgaben der Linken, oder auch Die Aufgaben der Kommunisten. So etwa lauten die Überschriften. Der Empfänger ist jedenfalls Parteiübergreifend, oder soll es sein. Es wird vermieden, konkrete einzelne Namen zu benennen. Es wird vorausgesetzt, die Empfänger werden sich angesprochen fühlen. Oder so, sie wissen daß sie gemeint sind.
So, das wär schon mal erledigt. Nun kommen wir zu den Aufgaben. Nun wird die Weltlage beschrieben oder die Lage in Europa, wie auch immer. Angesichts der aktuellen Gemeinheiten des Systems, der Kapitalisten und des Klassenfeindes sind Abwehrmaßnahmen erforderlich.
Es ist wie ein Planspiel. Hier steht der Feind, das hat er vor und wir müssen nun unsere verbliebenen Kräfte sammeln und uns hier und da positionieren. So steht es natürlich nicht geschrieben, aber es liest sich meist so.
So ist die Lage, so sieht die Konstellation der imperialistischen Mächte aus, auf diese und diese Länder zielen sie und dann wollen sie wieder die Krise auf die Arbeiterklasse abwälzen. Irgendwie kennt man das seit man politisch denken kann und Flugblätter liest. Das kann also bei den einen fünfzehn Jahre heißen, bei anderen die doppelte Zeit und bei älteren Semestern durchaus mehr als vierzig Jahre. Irgendwie wiederholt sich das immer wieder. Kommt einen jedenfalls so vor.
Die Aufgaben die zu bewältigen wären, sind jedenfalls nicht von Pappe. Das ist nichts für Weicheier. Da geht es um ganz große Storys und die sind nicht mit ein paar brennenden Mülltonnen erledigt. Es geht schließlich nicht um den ‚Kinderkram‘ von Basisaktionen im Kiez. Da geht’s schon um ganz großes Kino. Es geht gegen das kapitalistische System, seine imperialistische Ausbeutung und natürlich um die stetige Krise des Kapitalismus.
Kennt man doch schon lange. Nichts Neues unter der Sonne, ist aber nach wie vor unerledigt liegengeblieben, als sich die Partei verabschiedete, auflöste, spaltete oder im Revisionismus versumpfte.
Wie bei Hornbach. Es gibt immer was zu tun. Die Pflicht ruft, die Müßiggänger schiebt beiseite. Politik kennt keine Pause und der Klassenfeind schläft nicht. Daher muß die eingeschlafene Linke regelmäßig mit nen Tritt geweckt werde. Genau, diese faule Bande, die ‚Stadt für alle‘ an die Wände pinselt und doch nicht ernsthaft glaubt, damit wären die revolutionären Aufgaben eines Kaders erfüllt. So einfach geht linke Politik nicht. Wär ja noch schöner, dann könnt's ja jeder machen.
Nein, dafür braucht man schon die organisierte Linke. Mindestens, besser aber gleich die richtige klassenbewußte Partei.
Aber zurück zu den Aufgaben. Wer stellt diese? An wem und warum? Hat jemand den Frust mit den Hausaufgaben aus der Schulzeit nicht verarbeitet? Genau, die Hausaufgaben, die einen den Nachmittag echt versauen konnten und nur beim Genuß des Fernsehprogramms störten.
Jedenfalls gibt es diese Menschen die Aufgaben zu verteilen haben. Niemand kennt sie, keiner weiß wer sie sind oder hat sie je gesehen. Aber soviel ist sicher. Sie kennen die Weltlage, wissen bestens über die Konfrontationslinien der Imperialisten Bescheid und wissen welche Aufgaben für die Linke jetzt anstehen.
Dabei fallen zwei Dinge auf. Sie vergessen regelmäßig die Anleitung mitzuliefern, wie eine Handvoll Pfeifen, aus denen die Reste der Traditionslinken besteht, etwas gegen die Freihandelsabzocke ausrichten könnte. Nur um einen Fall zu benennen. Und das hatte nicht mal Priorität in der Aufgabenliste. Dafür stellten engagierte Menschen, die zum größten Teil weder zur organisierten Linken gehörten, geschweige zu den Resten der Dogmatikergruppen und an die sich die Aufrufe der Aufgabenverteiler gar nicht gerichtet hatten, eine Demo auf die Beine, die zur größten Demo wurde, die Frankfurt je gesehen hatte.
Dabei waren diese Kleinbürger, Reformisten, Karrieristen und Revisionisten gar nicht angesprochen, als die Gespenster ihre Aufrufe auf die Menschheit losließen. Die waren echt nicht gemeint, die verbreiten nur reformistische Illusionen und halten die Arbeiterklasse vom Kampf ab. Schließlich richten sich die Aufrufe an die letzen verbliebenen Aufrechten und an die Kommunisten, die sich nicht von der reinen Lehre abbringen ließen und nach wie vor den Kampf gegen Trotzkismus und jede revisionistische Abweichung führen.
Ein netter Versuch. Die letzten Spinner, von deren Existenz man ohne Internet nicht mal wüßte, erhalten den Auftrag den Imperialismus anzugreifen.
Was bei den Aufgabenlisten weiter auffällt, ist das erstarrte Weltbild. Es ist die Konfrontation aus den Achtzigern und in dieser Zeit scheinen sie stehengeblieben zu sein. Ignoriert wird jede Entwicklung seit dieser Zeit und zu den Bedrohungen gegen welche die Linke kämpfen soll, zählt vieles, nicht aber der Islamfundamentalismus. Vieles wogegen sich Menschen wenden, die man erstmal mit Zivilgesellschaft überschreiben könnte, war nie groß Thema auf ihren Listen. Und auch ihre Feinde und Freunde entstammen der Zeit vor 89 als die Welt noch in Ost und West übersichtlich geordnet schien.
Schon dies sollte mißtrauisch machen, bevor man auch nur ansatzweise auf die Idee kommt, sich freiwillig zu melden.
Die Aufgabenlisten erinnern manchen an alte Zeiten, als die Antiimps gegen den US Imperialismus kämpfen wollten. Eine Handvoll Spinner und deren Aufgaben und ihre Gegner konnten nicht groß genug sein. So blieb es dann doch nur beim Fahne abbrennen und sogar das war dann eher die Ausdrucksform der Moslemfundamentalisten, die es längst von der Vietnambewegung geklaut hatten.
Aber nochmal zurück zu unseren Gespenster. Wer die sind? Einige Aufrechte die sonst nichts zu tun haben als ihre Aufrufe in die Welt rauszuhauen, in der absurden Hoffnung, irgendwelche revolutionären Gruppen hätten nur darauf gewartet und brennen darauf die Pläne umzusetzen.