Montag, 23. Januar 2017

LL Demo 2017


Auch 2017 fand wieder die LL Demo in Berlin statt und wurde anschließend im Netz von den diversen Gruppen abgefeiert. Jedes Jahr das gleiche Ritual. Diesmal hingegen machte sich jemand die Mühe, zu zählen und dazu Fotos zu verwenden. Dies führte auf Indymedia zu wütenden Reaktionen bei denen es wieder um die altbekannte Bilddebatte ging. Als wenn Fotos dieser Demo irgendein Problem darstellen würden. Als wenn da nicht schon genug gefilmt und fotographiert würde. Die Debatte auf Indymedia zeigt einfach die Wut der autoritären Linken auf den Kontrollverlust. Daß sie nicht mehr die Macht haben, anderen Vorschriften zu machen bzw. Auf der Demo ihre eigenen Gesetze zu machen.
Ansonsten hat sich wenig verändert. Immer noch die bekannten Gruppen mit ihren anachronistischen Aufzügen, welche die Demo zum kommunistischen Themenpark machen. Hier nun die Reaktionen im Netz.Fangen wir mit der MLPD an.

Heute in Berlin: Die größte Manifestation für den Sozialismus in Europa lebt - jung und voller Siegeszuversicht!

Die MLPD hatte sich vorgenommen, jeden auf der Demo zu erreichen, was sie wahr gemacht hat!

Da fragt man sich, ob sie vor lauter Agitation noch zum demonstrieren kamen?

Mehr als 700 Exemplare des kurz vorher erschienenen aktualisierten Parteiprogramms der MLPD wurden verkauft.

Der Leistungsnachweis darf auch nicht fehlen.


Der Rest des Berichts besteht in der üblichen Propaganda von Siegeszuversicht und Selbstbeweihräucherung.

Von der TAZ dürfen wir etwas mehr Realismus erwarten.

Sonntag war Jahrmarkt in Berlin. Angeboten wurden Ideologien und die Revolution. Um10 Uhr morgens ertönt am Frankfurter Tor eine Kakofonie von Ansprachen, Arbeiterliedern und Anticapitalista-Rufen. Es tummeln sich Stalinisten, Leninisten, Maoisten und Trotzkisten – sogar Anarchisten haben sich hierher verirrt.

Aus einem der Lautis tönt es: „Wir wollen die heutige Demo organisiert gestalten und versuchen in Achterreihen zu marschieren.“ Nur der Block einer militant auftretenden Jugendgruppe hält sich ernsthaft daran.

Keine Disziplin mehr :-)))


An der Gedenkstätte selbst ist die Stimmung andächtig. Aus den vielen Lautsprechern ist Mozarts Requiem zu hören. Die Gruppe „Jugendwiderstand“ stört die Stimmung kurz und ruft: „Alles für Volk, Klasse und Partei. Es lebe Stalin!“

Diese Witzfiguren durften natürlich nicht fehlen.


Berliner Morgenpost


Mit Stalin und Mao durch Berlin

Bei der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration pflegen viele Teilnehmer einen bizarren Kult um kommunistische Gewaltherrscher.

Wer am zweiten Januarwochenende einen Spaziergang durch Ost-Berlin macht, kann den Eindruck gewinnen, eine Zeitreise in die Sechzigerjahre unternommen zu haben. Tausende Menschen ziehen vom Frankfurter Tor zum Friedhof der Sozialisten nach Friedrichsfelde - stets unter den gestrengen Blicken von Lenin, Stalin, Ho-Chi-Minh und Mao.

Neben Transparenten und Schildern mit den Konterfeis der kommunistischen Führer tragen Teilnehmer auch DDR- und FDJ-Fahnen mit sich, und selbst Nordkorea hat regelmäßig einen stolz beflaggten Fanblock. So zogen die Berufsrevolutionäre auf der traditionellen "Luxemburg-Liebknecht-Demonstration" stets durch die Hauptstadt. Nichts deutet darauf hin, dass es in diesem Jahr anders werden wird.

In verschiedenen Blöcken ziehen diverse K-Grüppchen mit Kürzeln wie RSB, MLKP und SOL zu den Gräbern der ermordeten KPD-Gründer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, um dort rote Nelken abzulegen

Damit ist auch schon alles gesagt.


Dem Volke dienen

Eine Maoistengruppe mit Webseite.

….Darunter war auch ein Block hauptsächlich jugendlicher Revolutionäre, aus unterschiedlichen Teilen der BRD und Österreich…..

Die Parolen des Blocks waren unter anderen „Die BRD ist nicht unser Staat, alle Macht dem Proletariat!“, „Proletarischer Feminismus für den Kommunismus!“ und „Nur der Griff der Massen zum Gewehr schafft den Sozialismus her!

Da wird noch die proletarische Díchtkunst gepflegt.

Politisch ist es wichtig festzustellen, dass die diesjährige LLL-Demonstration vor allem den Willen zur Einheit zeigte:

- Den Willen zur Einheit auf der Grundlage der Prinzipien des Marxismus und seine Entwicklung unter der Avantgarde der revolutionären Jugendlichen, die sich auf Basis eines korrekten Zweilinienkampfes zu vereinen wissen und theoretisch und praktisch kämpfen für die Rekonstitution der Kommunistischen Partei.

So etwa kannst es in diversen Schriften von 1970 sicher auch nachlesen, wenn man sich die Mühe macht, sie aus diversen Archiven auszugraben.

 
Jugendwiderstand


Auf dem Blog einer Maoistsensekte, die ältere Genossen an die diszipliniert Parolen brüllende KPD/ML der frühen 70er erinnert lesen wir bemerkenswertes an Geschichtsblindheit. Hauptsache man brüllt die ideologisch richtigen Parolen, dann geht der Parteiaufbau wie von selbst. Ihre Fotos sind selbstverständlich mit Pixelface dargestellt. So macht man auf konspirativ und stellt sich als sehr gefährlich dar. Kennt man schon von den ML Parteien.

Wir freuen uns natürlich auch, dass von uns entwickelte Parolen wie „Die BRD ist nicht unser Staat – Alle Macht dem Proletariat!“ zunehmend in Teilen der revolutionären Bewegung aufgegriffen werden. Zusammen mit der wiederaufgegriffenen Parole der KPD/ML „Nur der Griff der Massen zum Gewehr, schafft den Sozialismus her!“ (die sie im Rahmen ihrer ideologischen Degeneration später selbst als „linksabweichlerisch“ verworfen hatte) geben sie der revolutionären Jugend in unserem Land wieder ideologisch scharfe und korrekte Sprechchöre, die den Willen zum Kampf und die endgültige Abkehr von diesem Staat und seinem Parlamentarismus untermauern.

AKAB

Kämpferischer Jahresauftakt bei LLL-Demonstration in Berlin!

Gefolgt von GenossInnen der MLKP und einem Block unter dem Motto „Gedenken heißt Kämpfen“ (Kommunistischer Aufbau, Red Liberation Cottbus, Revolutionärer Jugendbund, Trotz Alledem und Ziel und Kurs Cottbus) hat sich unser Block eingereiht in einen Langen Teil der Demonstration von verschiedenen revolutionären Blöcken.

Ach ja die Blöcke. Sie sind wieder da? Und vor allem die Sprache. Aggressiv, agitativ und irgendwie aus der Zeit gefallen. Egal wie realistisch das ist, oder wie wenig dahintersteckt, es liest sich sehr beeindruckend auf dem Blog. Jedenfalls wenn man ausschließlich solche Seiten besucht.


Indymedia Linksunten


Die TeilnehmerInnen einer linken Demo abfilmen und durchzählen? Einen besseren Beweis auf welcher Seite ihr steht hättet ihr wohlt nicht liefern können, als hier eure Bullenarbeit zu veröffntlichen.

Wer unverpixelte Bilder einer (wie auch immer) linken Demo veröffenlicht oder verlinkt kickt sich selbst ins Abseits.

Gesicht zeigen
Ich weiß, auf einer öffentlichen Demonstration kommt das den Bürgerkindern etwas verwegen vor - aber genau darum geht es eigentlich. Auch wenn einem das nach dem Studium vielleicht bei seiner Karriere im Wege steht.

Dieses Wüten gegen Bilder und das bestehen auf Konspiration ist genau das Kennzeichen linken Sektierertums. Die Wut gegen denen die mal versuchen jenseits der Propaganda die Fakten zu benennen ist genau das stalinistische Erbe an dem der Sozialismus gescheitert ist und dürfte auch genau zu den rückläufigen Zahlen beitragen.

...wenn wir anfangen würden, realistische Teilnehmerzahlen anzugeben, hätten die kommenden Mobilisierungen eine noch schwächere Wirkung. WOLLT IHR DAS?!? Und die bürgerliche Presse würde uns noch weniger beachten. Das kann es doch auch nicht sein. Lieber in größeren Abständen laufen und ordentlich Banner, Fahnen und Rauch/Pyros/Böller verwenden. Das macht Eindruck und vermittelt eine kraftvolle Bewegung.

Faust hoch
‚Das macht Eindruck und vermittelt eine kraftvolle Bewegung.‘

Die es so dann aber gar nicht gibt. Toll. Selbstbetrug vom feinsten. Wie im Osten. "Die Jugend der DDR steht in Wort und Tat überwiegend zur Politik der Partei..." Wie immer, schön an den Realitäten vorbei. Hat ja schon mal so gut funktioniert.

Ich würde das ja als versuchte Manipulation an den Menschen bezeichnen. Was hat das mit Befreiung zu tun?

Reale Zahlen?
Genau so lief das in der DDR oder in der SU. Realistische Zahlen? Wie sollen wir so den Plan erfüllen? Es ist schon seltsam.Auf der Demo hat der Geist der DDR 1:1 überlebt.

Was stimmt bei euch nicht
habt ihr nichts besseres zu tun, als genoss_innen abzufilmen und durch zuzählen? nur damit ihr sagen könnt das bündnis übertreibt? das ist jedem klar und den leuten auch selber.

Genau!
Allen ist klar, dass sie lügen, aber wie könnt ihr es aussprechen?! Warum macht ihr sowas grausames wie Realität?

Typisch, typisch sag ich da! Jawoll ja!

Genau.
Die Realität ist unerträglich und schadet nur unserer Sache. So begann der Sozialismus und so endete er.

Es ist schon verwunderlich, wie viele Personen hier ihren Beissreflex bekommen, wenn die "Szene" mal mit der Realität konfrontiert wird. Man wäre gerne 10000+, aber mit den angereisten K-Gruppen, Ostalgikern und alt-SED-Rentnern sind es dann doch nur 3000..

Die ganzen neu entstehenden roten Gruppen, sei es nun Aufbau, Jugendwiderstand oder was weis ich, ist so in etwa das erfrischenste was ich in den letzten Jahren in der deutschen Linken gesehen habe. Die reissen was……

Der war gut. Die tun wenigstens was. Auch wenn es eher nach linker Cosplay aussieht. Das gleiche haben gefrustete Genossen seinerzeit über die K Gruppen gesagt. Sie wußten was sie für n Mist machen, aber wenigstens tun sie was.Und die folgende Antwort ist durchaus lesenswert.

Peinlich, peinlich!
Vielleicht solltest du die von dir zu Götter mit ewigen Wahrheiten erhobenen alten Herren erstmal lesen und zwar ernsthaft lesen, nicht nur mit religiösem Eifer inhalieren. Dann würde dir so manche Dämlichkeit vielleicht sogar selbst auffallen. Denn deine Götter - das muss man ihnen auf jeden Fall zu gute halten - sahen ihre Theorien nie als allzeitliches Wahrheiten an, sondern als zeitlich und räumlich begrenzt, die sich auch zeitlich und räumlich wieder geändert, angepasst und/oder gegebenenfalls komplett verworfen oder ersetzt werden müssen. Man kann Mao schon förmlich lachen hören, wenn er wüsste das ein paar westliche Kleinbürgerkids seine Theorien zum China der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts versuchen, auf das Deutschland des 21. Jahrhundert anzuwenden um nur mal ein Beispiel heranzuziehen.
Du hälst es also für das "erfrischenste" die selben Fehler der K-Gruppen der 1970er Jahre zu wiederholen? Klar, das bringt die kommunistische Bewegung in Deutschland sicher weiter.... nicht! Naja, wenigstens müsst ihr dank der Diversifizierung und des Mentalitätswandels in weiten Teilen der Arbeiter*innenklasse - im Gegensatz zu euren Vorläufer in den 70ern - weniger fürchten, auf die Fresse zu bekommen, wenn ihr vor den Werkstoren steht und versucht, die Arbeiter*innen zu agitieren. Wobei dass für einen möglichen Lernprozess bei euch sicher von Vorteil wäre, wenn die Arbeiter*innen euch wie in den 70ern behandeln würde. Denn bei den K-Grüpplern führte dies zu der Annahme, dass man zur Agitation der Arbeiter*innenklasse selbst Teil der Arbeiter*innenklasse werden müsse, weswegen man in die Fabriken ging. Dort mussten sie alsbald feststellen, dass ihr Geschafel, mit der Lebensrealität der Arbeiter*innen wenig bis nichts zu tun hatte, woraufhin sie - bis auf ein paar wenige und völlig isolierte Ausnahmen - dem Maoismus/Stalinismus (wonach auch immer sie sich konkret ausgerichtet haben) abgeschworen haben. Übrigens auch einer der Hauptgründe, warum sie kaputtgingen.
Was meinst du überhaupt mit Versuch der Antideutschen? Meinst du die nicht minder peinliche Veranstaltung der Jusos? Tut mir Leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber als Kommunist hab ich damit nichts zu tun. Mit der Indymedia-Kommentarspalte habe ich meistens auch nichts am Hut. Aber komisch (und auffällig) dass diejenigen, die hier der Gruppe Cosmonautilus Staatsschutzarbeit vorwerfen, indirekt wollen, dass man seinen politischen Lebenslauf ausbreitet, wenn man nicht zu reinen Internetschwätzern erklärt werden soll. Eigentlich ist bereits die Vorstellung, dass der Staat überhaupt auf besondere Weise gegen euch agitieren müsste, völlig lächerlich. Ein paar gesellschaftlich und auch innerhalb der Linken völlig marginalisierten Kleinstgruppen, die einmal im Jahr zu einer Demo zusammenfinden, die außer ihnen selbst keiner mehr ernst nimmt, und dabei nur eine vierstellige Zahl bilden, also davor muss sich der Staat sicher nicht fürchten.
Ich weiß, die gesellschaftliche Realität ist hart, aber nur weil du sie nicht anerkennen willst, brauchst du keine lächerlichen Phantomjagden auf angebliche Antideutsche machen. Fun-Fact zum Schluss: Für real existierende Antideutsche gelte ich als böser "Antiimp".




Donnerstag, 12. Januar 2017

Oktoberrevolution

Die Oktoberrevolution verändert die Welt. Dies ist der aktuelle Titel der Roten Fahne der MLPD. Doch auch für den Rest der Linken dürfte die Oktoberrevolution dieses Jahr Thema sein. Hundert Jahre, das will gefeiert werden. Wird es sicher. Besonders von dem was von der SU übriggeblieben ist, wenn auch wenig Anlass dazu besteht. Aber auch in Putins Reich ist die Geschichte nicht vergessen. Witzigerweise hat die heutige SU mit der früheren nicht mehr viel zu tun. Aber dazu kommen wir noch.
Die Oktoberrevolution gilt auch hier übergreifend den Linken als der Urknall. Endlich wurde die Theorie real, an die schon Marx nicht mehr geglaubt hatte. Er dachte am Ende, die Zeit der Revolutionen ist vorbei. Und da hatte er nicht so Unrecht. Denn ohne den ersten Weltkrieg hätte es keine erfolgreiche Revolution gegeben. Ist nicht so bekannt. Warum? Die Oktoberrevolution ist seither mit Mythen und Legenden zugestellt so daß die Fakten nur noch mühsam von der Fiktion zu unterscheiden sind.

Und das ist der Punkt. Oder wird es mal wieder dieses Jahr werden. Über die Oktoberrevolution hat noch heute jeder seine eigene Wahrheit.  Und die werden wir im Netz lesen dürfen. Die Dogmatischen und Traditionslinken werden die Oktoberrevolution auf bekannte Art abfeiern. Kritische Auseinandersetzung sollte man weniger erwarten. Diese Gruppen werden grad mal die altbekannten Propagandabilder aus dem Keller holen und das bekannte Bild einer erfolgreichen Revolution und eines erfolgreichen Aufbaus des Sozialismus vorführen. So sieht es die Traditionslinke noch heute gern. Es gibt andere Sichtweisen und Ansichten zum Thema, die von den Dogmatikern gerne verschwiegen werden. Sie passen nicht so ins heroische Selbstbild. Sie stören das Bild der Revolution, an das Linke gerne glauben wollen, je irrealer die Wiederholung in Europa erscheint. Der erste Anlass wird die LL Demo in Berlin, hier versammeln sie sich und können bereits jetzt den Jahrestag abfeiern. Im Oktober bzw. November, da es ja durch den russischen Kalender zu einer Verschiebung kam, darf wirklich abgefeiert werden. Die Frage stellt sich nur, was feiern wir?

Eine Revolution, in der die revolutionäre Theorie materiell wurde? Eben nicht. Gerade die Oktoberrevolution stellte sich etwas anders da als von der Theorie vorgesehen und das war sie ja gar nicht. Im unterentwickelten Russland hätte sie gar nicht stattfinden dürfen. Jedenfalls nach der dogmatischen Lehre. Die Revolution war erfolgreich, weil nach dem Zusammenbruch der Front ein Machtvakuum entstand. Sie war bereits vorbei und der Zar entmachtet, als Lenin putschte und dies Revolution nannte. Und von der revolutionären Partei war vorher auch nicht  so viel zu sehen gewesen. Lenin hatte also nur noch abgeräumt. Trotzdem hat die Oktoberrevolution einiges verändert und setzte einigen Idealismus frei. Der dann freilich hart abgewürgt wurde. Lenin war ja nicht allein beteiligt. Trotzki war auch noch da und genau den werden die verbleibenden Trotzkistengruppen abfeiern und ihn die zustehende Würdigung verschaffen. Da haben sie eine nette Aufgabe gefunden. Sicher wurde Trotzkis Beitrag hinterher verschwiegen und sein Bild im Wortsinne ausradiert und wenn die Trotzkisten nun an seinen Denkmal bauen, dann verschweigen sie gern seinen späteren Beitrag, aus dem sozialistischen Experiment eine autoritäre Parteidiktatur zu machen. Die Diktatur gab es bereits, danach ging es nur darum, wer bekommt den Job. Stalin war eben erfolgreicher und so begann für die Trotzkisten das Unglück ab diesen Zeitpunkt. Für die Marxisten/Leninisten freilich erst mit dem XX. Parteitag. Bleiben noch die Anarchisten, die in ihren Seiten auf Kronstadt verweisen können und auf deren Beitrag zur Revolution. So schafft sich jeder seine eigene Oktoberrevolution.

Doch nun zur Gegenwart. Aus der Oktoberrevolution wurde längst ein Staatsmythos und auf die wird man auch heute nicht verzichten wollen. Das daraus schlußendlich ein autoritär regierter Staat wurde, der derzeit mit Kleinkriegen und Annektion nach Weltmachtgröße strebt und ansonsten mit der alten Ideologie nichts mehr zu tun hat, nun das ist eben der Lauf gescheiterter Versuche das Paradies auf die Erde zu holen.

Für die Dogmatiker ist die Geschichte eine klare Sache. Sie wissen was passiert ist und vor allem, wer schuld ist. Wenn es die Entstalinisierung nicht gegeben hätte! Wenn der Kampf gegen den Revisionismus nur …..! Wenn Lenin nicht ökonomisch zurückgewichen wäre ….! Wenn, wenn, wenn! Sie kennen alle Fehler die gemacht wurden und nur deswegen scheiterte der Sozialismus. Wer den Unsinn glauben will, darf ihre Seiten besuchen und sich das reinpfeifen. Die Realität ist freilich immer etwas schwerer und selten kann man einen Schuldigen herausdeuten.

Nicht die Oktoberrevolution ist das Problem. Eher die praktische Umsetzung ihrer Absichten zu einer Parteidiktatur die das Land nur mit Zwang und Gewalt zusammenhalten konnte. Sowas ist eben nicht von Dauer. Irgendwann verlieren die Menschen den Glauben und vor allem ihre Angst und dann kracht der Laden eben zusammen. Erstaunlich ist eher, daß er siebzig Jahre gehalten hat.

Es zieht sich durch die Geschichte der nach 68er Linke. Die Oktoberrevolution als Projektion und Wunschbild. Und die war über weite Strecken für etliche Linke realer als ihre aktuelle Realität. Mit dem Ende und Niedergang der ML Gruppen und des ML Dogmatismus verschwand die Bedeutung aus dem Alltag und der Diskussion. Dieses Jahr wird sie online abgefeiert werden und eine Anmerkung wäre noch zu machen.

Eine seltene Chance zu beweisen, daß der Sozialismus die bessere Alternative darstellt und machbar ist, wurde vertan. Digitale Denkmäler werden daran wenig ändern.